10.09.2018
#politicsuntapped mit Nicole Gerhardt:„Wir brauchen vielfältige Lebensläufe und keine aus dem Reagenzglas“
Ein Politiker, eine Vorständin und ein Gründer: Alle drei beschäftigen sich aus unterschiedlichen Perspektiven mit der neuen Arbeitswelt – geprägt durch Digitalisierung und Globalisierung. Das gibt Stoff für eine gute Diskussion. Am 5. September waren Thomas Sattelberger, Bundestagabgeordneter der FDP, Nicole Gerhardt, Personalvorständin von Telefónica Deutschland sowie der Gründer der Data Training Plattform Stackfuel, Leo Marose, auf dem Panel zur Veranstaltungsreihe #PoliticsUntapped.
Bei Wayra, mitten im Herzen von München, spüren die Gäste schon beim Betreten des Raumes, dass hier New Work bereits gelebt wird. Startups haben hier ihre Arbeitsplätze, die Räume sind offen gestaltet, die Wände dürfen beschrieben werden und mittendrin eine Bühne. Auf dieser wurde am Abend des 5. September das für uns alle wichtige Thema diskutiert: Wie werden wir in Zukunft arbeiten und was ist dabei wichtig?
Schnell war klar: Lernen ist das Schlüsselwort. Nur durch Lernen werde die deutsche Wirtschaft wettbewerbsfähig bleiben und Mitarbeiter langfristig eine beruflich Perspektive haben. „Wir können Mitarbeiter auf ein Training schicken, aber was tatsächlich verinnerlicht wird, darauf haben wir keinen Einfluss“, betont Nicole Gerhardt. „Trainings sind daher immer nur ein Baustein. Vielmehr müssen wir ein Umfeld schaffen, in dem Mitarbeiter Lust auf Lernen haben, neugierig bleiben und anhand positiver Beispiele sehen, wie wichtig Lernen für sie ganz persönlich ist.“
Du lernst nie im Sonnenschein
Nicole Gerhardt unterstrich, dass Telefónica Deutschland die Mitarbeiter unterstützen werde, Lernen in den Arbeitsalltag und in das Selbstverständnis zu integrieren. „Wir schaffen die notwendigen Freiräume, damit Mitarbeiter selbst entscheiden, wann, wo und vor allem wie sie lernen“, so die Personalvorständin.
Der FDP-Politiker und langjährige Unternehmenslenker Thomas Sattelberger berichtete von seinen eigenen Bauchlandungen, wovon aber jede einzelne wichtig war für seine Weiterentwicklung. „Ich halte nichts von der Kultur des Scheiterns – sondern von der Kultur des Scheiterns und Meisterns“, so der Bundestagsabgeordnete und frühere DAX-Vorstand. Nicole Gerhardt stimmte zu: „Es geht um experimentieren. Manches klappt im Leben, manches nicht. Ich finde es spannend, wie Menschen damit umgehen, wenn es mal nicht funktioniert. Was sie daraus lernen. Bunte Karrieren, auch mal mit einem Bruch, sind spannend. Gerade heutzutage brauchen wir keinen CV aus dem Reagenzglas, sondern Menschen, die vielfältige Erfahrungen mitbringen.“
Junge Menschen hätten heute die Chance bei einer Gründung oder auch in kritischen Situationen eines Unternehmens zu lernen, so Thomas Sattelberger. „Du lernst nie im Sonnenschein. Geht auf Lehr- und Wanderjahre. Seid Manager eurer Talente!“, forderte der FDP-Politiker das junge Publikum auf.
Data Scientisten und Disruptoren gesucht
Nicht Lehrjahre, sondern Lehrmonate bietet Leo Marose mit seinem Startup Stackfuel. Er entwickelt mit seinem zehnköpfigen Team Weiterbildungen zum Data Scientisten (Datenwissenschaftler) – ein Berufsbild, für das händeringend Personal gesucht wird. Die Onlinetrainings dauern ein bis vier Monate. Eine Geschwindigkeit, die notwendig ist. „Alleine in Deutschland fehlen rund 100.000 Data Scientisten. Die Unternehmen können nicht mehr Jahre warten, bis Studiengänge gegründet und Absolventen auf den Arbeitsmarkt kommen“, so der CEO und Gründer von Stackfuel. Zudem sei das Programm ideal für Quereinsteiger.
Laut Thomas Sattelberger brauche es eine starke Minderheit an Disruptoren in Unternehmen. „Wie wollen Manager, die in den 1990ern auf lineare Prozesse geprägt wurden, ein Unternehmen an die Spitze der digitalen Transformation führen? Es braucht Nachwuchs mit Digitalkompetenz – auch im Bundestag.“
Ob in Wirtschaft oder Bundestag: Die Panelteilnehmer waren sich einig, dass die erfolgreiche digitale Transformation ganz entscheidend davon abhängt, wie offen, neugierig und wissbegierig wir alle in die Zukunft gehen.
Von: Julia Lindner
Julia Lindner ist Pressesprecherin bei Telefónica Deutschland.