11.05.2017
Vortrag von Nanne von Hahn zu Data Driven HR auf der re:publica 2017:„Der Roboter dient mir – nicht andersrum“
Vor zehn Jahren startete die re:publica als kleines Blogger-Treffen in Berlin. Heute ist es die größte Internet-Konferenz in ganz Europa. Unter dem diesjährigen Motto „Love out Loud!“ beleuchteten 1.100 Referenten alle Facetten der digitalen Welt. Als Treiber der Digitalisierung war auch Telefónica Deutschland dabei. „Love“ im Sinne von Leidenschaft braucht es in der digitalisierten Arbeitswelt mehr denn je, stellte Nanne von Hahn, Director Talent, Development & HR Strategy, in ihrem Vortrag klar heraus. In ihren zehn Thesen über die Zukunft der Arbeit erklärte sie, welche Veränderungen die Digitalisierung für Mitarbeiter und Führungskräfte mit sich bringt und wie jeder unmittelbar profitieren kann.
„Wer hat heute schon über seine Arbeit nachgedacht?“ Mit dieser Frage eröffnete Nanne von Hahn ihren Vortrag und viele Hände gingen in die Luft. Die Digitalisierung prägt zunehmend unsere Arbeit und verändert Aufgaben und Rollen fundamental. In den nächsten 20 Jahren wird sich die Arbeitswelt stärker verändern, als in den 300 Jahren davor. Es ist also Zeit, diese Veränderungen und neuen Möglichkeiten einmal zu ordnen. Nanne von Hahn hat hierfür 10 zentrale Thesen.
#1 Führen über Hierarchie ist Auslaufmodell
Früher konnten sich Führungskräfte auf ihre Erfahrungen und ihr Wissen verlassen. In einer Welt der ständigen Veränderung müssen sie nun stetig neue Kompetenzen erwerben. „Bisher mussten Führungskräfte die richtigen Antworten haben. Heute müssen sie die richtigen Fragen stellen“, so Nanne von Hahn in Berlin.
Auf was können Chefs von heute noch bauen? Um das herauszufinden, führte Telefónica Global eine Umfrage unter 2.300 Führungskräften aus 26 Ländern durch. Das Ergebnis: Gute Chefs sind heute vielmehr Coaches. Sie verbinden Menschen miteinander und stellen optimale Arbeitsbedingungen sicher.
#2 Demokratisierung des Wissens
„Wissen war bisher Macht. Es wurde nicht geteilt“, stellt Nanne von Hahn fest. Durch die Digitalisierung stehen Informationen plötzlich viel mehr Mitarbeitern zur Verfügung. „Führungskräfte müssen sich bei ihren Entscheidungen hinterfragen lassen, weil der Mitarbeiter die Datengrundlage kennt. Das ist eine große Umstellung für viele.“
„Wir haben das Bauchgefühl digitalisiert“ berichtet Nanne von Hahn und stellt das Analytical Insights Center (AIC) von Telefónica Deutschland vor. „Wo früher nur Datenanalysten und Führungskräfte den Einblick hatten, können jetzt alle Mitarbeiter in Echtzeit mit Unternehmensdaten arbeiten.“ Das gehe nur mit Vertrauen, so Nanne von Hahn.
#3 Roboter wird zum Kollegen
Ein kleiner fahrbarer Bildschirm rollt in einen Raum. Zu sehen ist der Kopf von Ulrich Irnich „So konnte Uli kurz mit den Kollegen auf der Führungskräftekonferenz am Tegernsee sprechen und fünf Minuten später im Vorstands-Meeting sein“, kommentiert Nanne von Hahn das kurze Handyvideo.
„Unternehmen müssen klar unterscheiden: Wo ist Effizienz wichtig, und damit automatisierte Prozesse, und an welcher Stelle ist Kreativität gefragt und somit Individualität.“ Denn der Roboter wird dem Menschen dienen, betont Nanne von Hahn, und nicht andersrum.
#4 Smart Working in neuen Geschäftsbereichen
Telefónica NEXT, das Start-up von Telefónica Deutschland für datengetriebene Wachstumsfelder, arbeitet nicht nur an Zukunftsthemen, sondern arbeitet auch so: Kreativität, Ausprobieren und Zusammenarbeit spielen eine zentrale Rolle. Von der Arbeitsweise der Kollegen in Berlin möchte Telefónica Deutschland auch für ihre anderen Standorte lernen.
#5 Neue Tools für bessere Zusammenarbeit
„Die Zusammenarbeit ist wichtiger denn je. Dafür muss der Arbeitgeber den Rahmen schaffen: Wissen teilen, Silos aufbrechen, das Netzwerken fördern“, fasst Nanne von Hahn zusammen. Zentrales Tool für Telefónica Deutschland ist das sogenannte „Digital Brain“. Das Know-how-Netzwerk mit seiner künstlichen Intelligenz verknüpft Experten und Wissen im Unternehmen. „Einfach Fragen stellen, Antworten bekommen, Kollegen kennenlernen, sich gegenseitig unterstützen. Das hat unsere Arbeit revolutioniert.“
#6 Offene Strukturen schaffen Freiraum
Freiraum bedeutet bei Telefónica Deutschland nicht nur flexible Arbeitszeit und -ort. Ein erfolgreiches Modell ist auch Jobsharing. Dabei haben wir insbesondere auch erste Führungs-Tandems, unter anderem auch bei HR. Dort teilen sich zwei Teilzeitkräfte eine Führungsposition. „Der Job wird gemacht, auch wenn man nicht selbst im Büro ist. Die Kolleginnen berichten, dass sie das unheimlich entspannt und gleichzeitig nicht nur Arbeit sondern Karriere in Teilzeit gelingt“. Dieses Konzept möchte Nanne von Hahn auch auf weitere Abteilungen ausrollen.
Bei der gewünschten und geförderten Diversität ist aber auch immer ein stabiles Netzwerk wichtig. Eines davon ist die „Working Mums & Dads“ Community, in der sich berufstätige Eltern untereinander austauschen und helfen können.
#7 Datenanalyse findet Talente
Mithilfe der Datenanalyse fördert Telefónica Deutschland eigene Führungskräfte im Unternehmen und findet potenzielle neue Mitarbeiter. Das „Digital Profile“ definiert, welche Eigenschaften eine Führungskraft haben muss, um in der digitalen Transformation erfolgreich zu sein. Entlang dieses Profils werden die Führungskräfte weiterentwickelt.
Das Finden und Ansprechen von Talenten mit digitaler Kompetenz außerhalb des Konzerns unterstützt ein eigens programmiertes Tool. Die Datenauswertung basiert auf öffentlich frei zugänglichen Informationen von Jobportalen oder Foren. Durch dieses digitale Headhunting findet Telefónica Deutschland schneller geeignete Kandidaten mit „Data Profil“, vor allem die heiß begehrten Data Scientists.
#8 Experimentieren ist das neue Normal
„Wir haben keinen Plan B – sondern Plan A folgt auf Plan A“, so Nanne von Hahn. Gemeint ist die ständige Entwicklung neuer Ideen. Eine Institution seit zehn Jahren ist der „Can do day.“ Mitarbeiter entwickeln gemeinsam mit Kollegen Ideen und präsentieren Prototypen.
„Der Arbeitgeber muss Raum für Kreativität schaffen“, betont Nanne von Hahn. Ein ähnliches Ziel haben die sogenannten „Barcamps“: Workshops von Mitarbeitern für Mitarbeiter. Eine weitere Quelle frischer Ideen sind die „Onlife Graduates“: Trainees, die neben ihrer Tätigkeit bei Telefónica Deutschland eine Start-up Idee beim Accelerator Wayra entwickeln.
#9 Generation Y verändert alles
„Junge Menschen arbeiten nicht mehr nur, um ihr Leben zu finanzieren. Sie wollen eine anspruchsvolle Aufgabe.“ Neben der neuen Arbeitsweise der Onlife Graduates fördert Telefónica auch das Millennial Network. Mehr als 3000 junge Mitarbeiter tauschen sich im Netzwerk aus.
Auch HR selbst experimentiert. „Unsere Azubis haben kurzerhand einen Snapchat-Kanal für das Recruiting eröffnet und uns gezeigt, wie das funktioniert. Auch an diesem Beispiel wird deutlich: Wissen und Erfahrung besitzen nicht mehr nur die Chefs“, erklärt Nanne von Hahn.
#10 Leidenschaft in digitaler Arbeitswelt
„Trotz Jahrhundert-Fußballspiel wollten die Teilnehmer unseres Hackathons weiter an den Daten arbeiten, das ist Leidenschaft.“ Anhand dieses Beispiels erklärte Nanne von Hahn, dass in der digitalen Arbeitswelt die Begeisterung erfolgsentscheidend ist. Denn das seien menschliche Eigenschaften, die keine Maschine leisten könne. „Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig“, hatte schon Albert Einstein gesagt, den Nanne von Hahn bei ihrem Vortrag auf der re:publica zitierte.
Von: Julia Lindner
Julia Lindner ist Pressesprecherin bei Telefónica Deutschland.
Weitere Informationen: Weitere Veranstaltung zum Thema:
Nanne von Hahn auf der re:publica 2017 in Berlin
Website: re:publica 2017
Die Arbeitswelt der Zukunft: Was leisten Mensch und Maschine am Arbeitsplatz? Diese und weitere Fragen stehen im Fokus der vierten Ausgabe der Tagesspiegel Data Debates am 18. Mai im Telefónica BASECAMP. Hier können Sie sich anmelden.
Fotos: Holger Rings