30.07.2020
20 Jahre UMTS Auktion:Teurer Wegbereiter für das mobile Internet
Längst ist die UMTS Versteigerung legendär, die vor zwanzig Jahren am 31. Juli 2000 startete. In den 20 Jahren danach hat Telefónica Deutschland / O2 den deutschen Mobilfunk maßgeblich geprägt, dem sich nun mit 5G völlig neue Dimensionen der Digitalisierung eröffnen. Die dritte Mobilfunkgeneration galt noch vor zwei Dekaden als Hoffnungsträger für ein neues mobiles Zeitalter. Entsprechend begehrt waren die Frequenzen, deren Versteigerung dem Staat die schwindelerregend hohe Summe von 100 Milliarden Mark einbrachte. Die Auktion markierte nicht nur den Startpunkt für das mobile Internet, sondern auch für eine teure, folgenschwere Frequenzpolitik in Deutschland.
Mit einem derart hohen Betrag hatte im Vorfeld der UMTS Auktion wohl niemand gerechnet: Für jeweils rund 16,5 Milliarden DM ersteigerten damals noch sechs Anbieter Telekom (D1), Vodafone (D2/Mannesmann), Viag-Interkom/O2, E-Plus, Quam und Mobilcom die begehrten Frequenzen für 3G. Mitten in der Internetblase der Kapitalmärkte führte das 100-Milliarden-Rekordergebnis im Sommer 2000 zu euphorischen Schlagzeilen wie „Hans im Glück“, da es dem damaligen Bundesfinanzminister Hans Eichel eine unerwartet hohe Summe für den Haushalt in die Staatskasse spülte. Den Netzausbau in Deutschland aber hemmte dieser Milliardenbetrag über Jahre nachhaltig.
Die Animation zu 20 Jahren UMTS-Auktion.
Denn bei der 2000er Auktion, in der ein vergleichsweise kleines Frequenzpaket von kommerziell nutzbaren sechsmal 2x10 MHz zu Höchstpreisen unter den Hammer kam, sollte es nicht bleiben. Es folgten weitere teure Auktionen, um das Mobilfunkspektrum für das wachsende Datenvolumen zu erweitern. Zwar erreichten die Versteigerungen der Frequenzen für LTE in 2010 und 2015 sowie 5G in 2019 nicht die spektakuläre Höhe wie im Jahr 2000. Dennoch gingen wieder Milliarden Euro an den Staat, die dann für den Netzausbau fehlten. Insgesamt haben die deutschen Netzbetreiber in den vergangenen 20 Jahren mehr als 65 Milliarden Euro nur in Lizenzen investiert – mehr als die Netzbetreiber im gleichen Zeitraum in den eigentlichen Netzausbau investierten. Hätte das gesamte Geld direkt in die Infrastruktur fließen können, könnte schon heute in jedem Winkel Deutschlands ein Hochgeschwindigkeitsnetz stehen.
Verlängern statt versteigern
„Es ist dringend an der Zeit, in der Frequenzpolitik neue Wege zu gehen und den flächendeckenden Ausbau der digitalen Infrastruktur in Deutschland mit aller Kraft voranzutreiben“, sagt Markus Haas, CEO von Telefónica Deutschland. Seit Jahren spricht er sich für alternative Vergabeverfahren aus und kennt den Markt so gut wie kaum ein anderer. Bereits 1998 kam er zum Unternehmen und hat in führender Funktion an allen Auktionen teilgenommen. „Es geht um nichts weniger als die digitale Zukunft des Wirtschaftsstandorts Deutschland. Deshalb sollten wir Bestandsfrequenzen verlängern, statt sie zu versteigern.“ Schließlich zeigt der europäische Vergleich: In keinem anderen Land mussten Betreiber in Summe so viel für Lizenzen zahlen wie in Deutschland. Und laut einer Studie der GSMA verfügen Länder mit hohen Frequenzkosten über eine schlechtere Netzversorgung als Länder mit niedrigen Lizenzgebühren.
Die teuren Versteigerungen erschweren den Netzausbau aber nicht nur wegen der Milliarden, die sie der Branche entziehen. Noch heute lasten die Frequenzkosten für UMTS in Millionenhöhe als jährliche Abschreibungen auf der Gewinn- und Verlustrechnung der Unternehmen. Telefónica Deutschland/O2 weist nach dem Zusammenschluss mit E-Plus zwei UMTS-Lizenzen aus. Im Ergebnis tragen diese Abschreibungen zu wiederholten bilanziellen Nettoverlusten und Verlustvorträgen in Milliardenhöhe bei. Erst Ende 2020 werden diese Abschreibungen nach Ablauf der Nutzungsrechte auslaufen.
UMTS als Türöffner für die digitale Welt
Dass die Anbieter im Jahr 2000 dennoch bereit waren, sich an dem ausufernden Wettsteigern zu beteiligen, hing mit den großen Hoffnungen auf Wachstum zusammen, die an UMTS geknüpft waren. Die Technologie sollte den Kunden die Tür zu einer völlig neuen digitalen Welt aufstoßen. Es sollte nicht mehr nur um Telefonie, sondern auch um die mobile Internetnutzung gehen. Anfangs kam die Entwicklung auch wegen der wirtschaftlichen Folgen der zerplatzen Internetblase nur langsam voran. Erst 2004 gab es Geräte und entsprechende Tarife. Kunden konnten nun von unterwegs online gehen, Emails versenden oder Fotos teilen.
Durch diesen Zusatznutzen wurde Mobilfunk endgültig zu einem Massenmarktphänomen, das mit dem nächsten Standard 4G – LTE – einen weiteren Schub bekam. Zwar hat es erneut gedauert, bis nach der LTE Auktion in 2010 das erste Smartphone in 2012 in den Handel kam. Der Technologiesprung von 3G zu 4G hob aber den Kundennutzen auf die nächsthöhere Stufe. Plötzlich ließen sich Musik und hochauflösende Videos mobil ruckelfrei streamen. Seitdem schießt die Datennutzung expotenziell in die Höhe. Lag das mobile Datenvolumen laut Bundesnetzagentur im Auktionsjahr 2015 noch bei 575 Millionen Gigabyte, betrug es in 2019 bereits rund 2,8 Milliarden. Telefónica Deutschland / O2 hat dieses Wachstum mit technologischen und tariflichen Innovationen maßgeblich geprägt – sei es durch die Erfindung von Prepaid, Mobilfunk-Flatrates oder flexiblen Handy-Vertragslaufzeiten. Jeder zweite Privatkunde ist heute im O2 Netz unterwegs und kein Anbieter transportiert mehr mobile Daten. In 2019 waren es rund eine Milliarde Gigabyte.
5G eröffnet für die Digitalisierung neue Dimensionen
20 Jahre nach der UMTS-Auktion ist klar: Dass Mobilfunk aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken ist und sich zur kritischen Infrastruktur entwickelt hat, geht auf 3G zurück. Heute stehen die Netzbetreiber erneut vor einer Zeitenwende. Für O2 geht es mit einer Investitionsoffensive von mehr als vier Milliarden Euro bis 2022 im Netzausbau darum, die letzten Lücken mit LTE zu schließen und 5G einzuführen. Mit einer Geschwindigkeit von bis zu 20 GBit/s, die 100 mal schneller ist als LTE, und einer Verzögerungszeit von bis zu einer Millisekunde bietet 5G gänzlich neue Möglichkeiten für Wirtschaft und Gesellschaft. Alles lässt sich nun mit allem vernetzen. Eine Million Geräte pro Quadratkilometer können miteinander verbunden werden. Industrielle Herstellung und Logistik sowie smarte Lösungen für Mobilität und Großstädte werden mit 5G effizienter, günstiger und nachhaltiger.
Der Wunsch nach dieser allumfassenden Konnektivität ist groß. Das zeigt schon die Tatsache, dass erste 5G Geräte bereits kurz nach der Auktion auf den Markt kamen. UMTS als ursprünglicher Treiber dieser Digitalisierung wird nun Schritt für Schritt von den leistungsfähigeren Technologien LTE und 5G abgelöst. O2 plant, die 3G-Frequenzen bis spätestens 2022 umzuwidmen. Die Kunden profitieren dadurch von einem besseren Netz und einem digitalen Erlebnis, das die damaligen Erwartungen an UMTS bei weitem übertreffen wird.
Von: Katja Hauß
Katja Hauß ist Pressesprecherin für Regulierungs- und Rechtsthemen sowie für den Customer Service. Sie ist seit 2005 im Bereich Corporate Communications von O2 Telefónica tätig. Dort hat sie zuerst in der internen Kommunikation verschiedene Kanäle verantwortet und anschließend in der Pressestelle große Kommunikationsprojekte wie den Börsengang, den Zusammenschluss mit E-Plus oder die Frequenzauktion 2019 maßgeblich mitgestaltet.
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