24.08.2017
Studie „Digital mobil im Alter“:Senioren halten sich mit Computerspielen fit
Online-Spiele begeistern nicht nur Kinder und Jugendliche. Auch Senioren spielen gerne digital. Das hat eine aktuelle Studie von Telefónica Deutschland und der Stiftung Digitale Chancen zur Internetnutzung von Senioren ergeben. In der Beliebtheitsskala der Online-Anwendungen rangieren Spiele sogar auf Platz vier direkt hinter E-Mail, Fahrplänen und Navigationsapps. Insgesamt zeigt die Studie, dass Senioren das Internet als Gewinn für mehr Mobilität, Kommunikation und geistige Fitness erleben.
Nahezu jeder zweite der Befragten hat angegeben, Online-Spiele zu nutzen. „Das ist weit mehr, als wir erwartet hätten“, erklärt Studienleiter und wissenschaftlicher Direktor der Stiftung Digitale Chancen, Professor Dr. Herbert Kubicek. „Nach bisherigen Untersuchungen rangieren Spiele als Internet-Anwendungen bei älteren Menschen eher recht weit hinten.“ In einer Ü60 Studie des Deutschen Instituts für Vertrauen und Sicherheit im Internet (DIVSI) nennen beispielsweise nur neun Prozent der Befragten Online-Spiele. Die Erhebungen der Studie „Digital mobil im Alter. So nutzen Senioren das Internet“ von Telefónica Deutschland und der Stiftung Digitale Chancen beruhen auf den Angaben von insgesamt 300 älteren Menschen, die zwischen Mai 2016 und Mai 2017 in Senioreneinrichtungen in Berlin, Düsseldorf, Hamburg und München acht Wochen lang Tablet-PCs mit Internetzugang ausprobiert haben.
Vorinstallierte Apps machen Lust auf mehr
„Um den Einstieg zu erleichtern, haben wir Apps zu verschiedenen Themen vorinstalliert“, sagt Kubicek. Dies könne einer der Gründe sein, weshalb die Studienteilnehmer sich so gerne mit Online-Spielen beschäftigt hätten. Zudem scheinen viele Senioren während der achtwöchigen Ausleihfrist auf den Geschmack gekommen zu sein: Zu Beginn der achtwöchigen Tablet-Erprobung gaben nur 33 Prozent der Studienteilnehmer an, online zu spielen. Danach waren es 49 Prozent. Selbst Senioren, die über 80 Jahre alt waren, hatten Spaß daran, die Spiele auszuprobieren.
Für die Voreinstellung der Apps hat die Stiftung Digitale Chancen bewusst eine Mischung aus Klassikern der analogen Welt wie Kreuzworträtsel oder Stadt-Land-Fluss und beliebten aktuellen Spielen gewählt. So fanden sich auf den Tablet-PCs beispielsweise das Puzzle „Brain It On!“, das Allgemeinwissen-Quizz „Quizoid“, Schieberätsel wie „Roll the Ball“, Denkspiele wie „4 Bilder 1 Wort“, das Artillerie-Spiel „Angry Birds“ oder das Geschicklichkeitsspiel „Labyrinth Lite“. Diese Spiele fördern auch die Motorik und helfen dabei, bestimmte Handgriffe wie „Tippen und Halten“ oder „Tippen und Ziehen“ beim Bedienen von berührungsempfindlichen Bildschirmen zu üben. Zudem trainieren sie das Gedächtnis und die kognitiven Fähigkeiten. „Die digitale Welt bietet so viele Möglichkeiten, gerade auch für Senioren“, erklärt Claudia von Bothmer, Head of Corporate Responsibility bei Telefónica Deutschland, das Engagement des Unternehmens für das Projekt und die begleitende Studie. „Als Telekommunikationsunternehmen ist es uns wichtig, alle Menschen dabei zu unterstützen, von den Vorteilen der digitalen Welt zu profitieren.“
Spiele fördern Gedächtnis und Geschicklichkeit
Was das grundsätzliche Interesse an Spielen anbelangt, vermuteten die Studieninitiatoren zuerst, dass vor allem Senioren mit wenigen sozialen Kontakten häufig spielen würden. Dies sei jedoch nicht der Fall gewesen. „Viele Senioren nutzen Spiele nicht nur zum Zeitvertreib, sondern auch gezielt dazu, das Gedächtnis und die Motorik zu trainieren“, erklärt Studienleiter Kubicek. Eine 80-jährige Besucherin eines Seniorentreffs in Hamburg meint dazu: „Es gibt sehr viele Gedächtnis- und Erinnerungsspiele. Wenn man über 70 ist, muss man etwas für sein Gehirn tun.“
Aus demselben Grund haben auch Mitglieder des SeniorenComputerClub Berlin-Mitte über einen längeren Zeitraum an einem Gehirntraining teilgenommen. Zudem testen die Seniorinnen und Senioren gerne neu entwickelte Spiele. „Manche Mitglieder bemängeln, dass Spiele oftmals zu sehr auf Kinder ausgerichtet sind. Hier gibt es Potenzial, mehr auf die Bedürfnisse der älteren Generation einzugehen“, sagt die Clubvorsitzende Elisabeth Graff.
Männer und Frauen favorisieren unterschiedliche Spiele
Dabei gilt es auch, die verschiedenen Interessen von Männern und Frauen im Blick zu haben. „Die Studie hat gezeigt, dass Senioren und Seniorinnen zwar gleichermaßen gerne und häufig spielen. Bei der Art der Spiele unterscheiden sie sich aber“, sagt Kubicek. „Männer spielen online das, was sie auch analog gerne spielen. Dazu gehören Kartenspiele wie Skat oder Doppelkopf. Zudem laden sie sich häufiger Spiele selbst aus dem Internet herunter. Frauen dagegen machen vor allem Quiz-, Gedächtnis- und Geschicklichkeitsspiele.“ Sudoku und Solitaire kommen bei Männern und Frauen gleich häufig vor, niemand habe aber Abenteuer-, Shooting oder Rollenspiele genannt.
Die beliebtesten Spiele bei Senioren
Frauen: Die Solitaire-Version „FreeCell“, die Sprachlern-App „Duolingo“, die Online-Variante eines chinesischen Brettspiels „Mahjong“, „Sudoku“, das Puzzle-Videospiel „Candy Crush“, Kreuzworträtsel, Worträtsel wie „4 Bilder 1 Wort“ und „Word Brain“, das Geschicklichkeitsspiel „Labyrinth“, das Farmspiel „Hay Day“, das Allgemeinwissen-Quizz „Quizoid“, das Videospiel „Pokemon“
Männer: Kartenspiele wie „Skat“ oder „Doppelkopf“, Kreuzworträtsel, „Solitaire“, Quizzspiele wie „QizzApp“ oder „Millionär“, Videospiele wie „Eishockey“ und „Pokemon Go“
Hilfestellung wünschenswert
Für die Praxis empfiehlt Kubicek: „Angesichts der Vorbehalte älterer Menschen, Apps aus dem Internet herunterzuladen, sollte ihnen angeboten werden, Tablets mit vorinstallierten Apps zu erwerben.“ Zudem sollten sie Hilfe beim Herunterladen und Installieren bekommen. Dies geht einher mit der grundsätzlichen Erkenntnis der Studie, dass Senioren das Internet im Alltag zwar als sehr hilfreich empfinden. Dass sie aber spezifische Begleitung brauchen, um von den Vorteilen der Digitalisierung zu profitieren.
Wie diese Begleitung aussehen könnte, war Diskussionsgegenstand einer Veranstaltung im Telefónica BASECAMP zur Veröffentlichung der Studie. Dort wurde deutlich: Das Selbstvertrauen der älteren Menschen spielt eine wichtige Rolle. „Es ist ein Missverständnis zu glauben, dass ältere Menschen nur schwer etwas Neues lernen können“, sagte Diskussionsteilnehmer und Neurologe Dr. Magnus Heier. „Sie müssen es sich aber selbst zutrauen.“ Aus seiner Sicht sei das Tablet der natürlichste Verbündete älterer Menschen, um der sozialen Isolation zu entkommen.
Das Projekt „Digital mobil im Alter – Tablet-PCs für Senioren“
Bereits seit fünf Jahren engagieren sich Telefónica Deutschland und die Stiftung Digitale Chancen dafür, älteren Menschen zu mehr digitaler Teilhabe zu verhelfen und dadurch ihre geistige und physische Mobilität zu verbessern. Unter fachkundiger Begleitung haben Senioren im Projekt „Digital mobil im Alter – Tablet-PCs für Senioren“ acht Wochen lang die Möglichkeit, Tablet-PCs auszuprobieren, Erfahrungen mit der Nutzung des Internets zu sammeln und sich so über die damit verbundenen Chancen und möglichen Probleme ein eigenes Urteil zu bilden. Seit Beginn hat das Projekt mehr als 5000 Senioren erreicht. Telefónica stellt hierzu die Infrastruktur - Tablet-PCs und eine kostenlose Datenflatrate - zur Verfügung. Die Stiftung Digitale Chancen organisiert Ausleihe und Begleitung.
Von: Katja Hauß
Katja Hauß ist Pressesprecherin für Regulierungs- und Rechtsthemen sowie für den Customer Service. Sie ist seit 2005 im Bereich Corporate Communications von O2 Telefónica tätig. Dort hat sie zuerst in der internen Kommunikation verschiedene Kanäle verantwortet und anschließend in der Pressestelle große Kommunikationsprojekte wie den Börsengang, den Zusammenschluss mit E-Plus oder die Frequenzauktion 2019 maßgeblich mitgestaltet.
Weitere Informationen
Das Internet verhilft Senioren zu mehr Teilhabe am öffentlichen Leben: Die zentralen Studienergebnisse im Überblick
Projektwebseite: Stiftung Digitale Chancen